Asiens Märkte
Ich kann mich noch ganz genau an meinen ersten Marktbesuch in Asien erinnern, ich dachte mir so „ach ein Markt, da gehe ich mal rüber, mal gucken was es da so gibt“. Schon nach den ersten Metern war mir klar, dass es nicht mit unseren Wochenmärkten in Deutschland zu vergleichen ist, es war viel spannender, bunter, lauter, einfach total anders. Ich mag solche Momente, ich fühle mich dann immer wie eine Mischung aus Indiana Jones und einem kleinen Jungen, der die Welt entdeckt. Getrieben von meiner Neugier wuselte ich mich immer tiefer in den Markt hinein. Fasziniert von den Früchten, die ich noch nie gesehen hatte, den Gewürzen, die ich noch nie gerochen hatte, und all den Dingen, von denen ich überhaupt nicht wusste, was sie sind hatte ich dann auch recht schnell die Orientierung verloren.
Nach ein paar Mal links und rechts abbiegen war ich in einer Region des Marktes gelandet, die eine Mischung aus einer Tierhandlung, einem Schlachthof, einem Fischmarkt und etwas Unbeschreiblichen war.Die unbekannten, aber interessanten Gerüche des Marktes wichen jetzt einem eher üblen Geruch, der von Meter zu Meter schlimmer wurde und sich in einen wirklich fürchterlichen Gestank verwandelte. Ich weiß gar nicht mehr warum, aber umdrehen war keine Option für mich, ich kämpfte mich bis in das Auge des Gestanks vor. Während ich damit beschäftigt war nicht zu kotzen, saßen dort ganz schön viele Leute um eine kleine Garküche herum und genossen ihr Essen. Ich weiß bis heute nicht ob das Essen, dass dort zubereitet worden ist so gestunken hat, ob es diese Kübel mit diesem merkwürdigen Inhalt waren oder ein Zusammenspiel von allem was dort angeboten worden ist. Ich kann diesen Geruch gar nicht so richtig beschreiben, eine Mischung aus verfaulten Fisch und Bääähhh, auf jeden Fall in der Top 3 meiner persönlichen Gestanksliste.
So ein übler Gestank ist mir danach nie wieder begegnet, obwohl jeder Markt in Asien eine Ecke hat an der es ganz schön stinkt. Ich habe aber gelernt, dass nicht alles was stinkt schlecht schmecken muss. Als ich und Eefje das letzte Mal unsere Freundin in Laos besucht haben, waren wir zusammen auf dem Markt einkaufen. Auch dieser Markt hatte diese Ecke an der es so stinkt. Als wir diese Ecke erreicht hatten, lachte unsere Freundin und schickte uns los ein paar Sachen außerhalb der Gestankszone zu besorgen. Ich dachte, sie hätte uns weggeschickt, um unsere „langen Nasen“ zu schonen, doch der wahre Grund stellte sich erst später heraus. Gegen Abend kochte unsere Freundin Oi für uns und lehnte unsere Hilfe ab und sagte wir sollen den Sonnenuntergang genießen. Nach einer Weile servierte Oi uns ein sehr schmackhaftes laotisches Gericht, eine Art Bohnengemüse in einer sehr pikanten scharfen Sauce mit Klebreis (sticky rice). Als ich mir Nachschlag genommen hatte, fing Oi fürchterlich an zu lachen. Sie fragte mich, ob ich mich an den Stand auf dem Markt erinnern würde, an dem es so gestunken hat, und sagte mir, dass sie das stinkende Zeug in diesem mir wirklich gut schmeckenden Essen verarbeitet hat. Oi hat sich noch den ganzen Abend darüber amüsiert, dass ich mich auf dem Markt so angestellt hatte und abends so viel davon gegessen hatte.
Asiatische Märkte sind eine Herausforderung für all deine Sinne. Ein Gang über einen asiatischen Markt ist wie eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Es ist von allem etwas dabei, mal fühlt man sich magisch von etwas angezogen, mal ist man total angewidert, und manchmal staunt man einfach nur.
Ich finde es total interessant zu erleben wie unterschiedlich der anerzogene Ekel ist, dort werden Nahrungsmittel liebevoll gewürzt und zubereitet, für die wir den Kammerjäger holen würden. Mich hat auch sehr die Art oder besser gesagt die Ehrlichkeit beeindruckt, wie man dort das Fleisch präsentiert, als fleischessender Mensch habe ich so manche „Ohrfeige“ kassiert. Mir ist wieder bewusst geworden, das Fleisch ein Tier ist und nicht ein gesichtsloses in Styropor verpacktes Etwas ist, das aus dem Supermarkt kommt. Ich bin dadurch kein Vegetarier geworden, aber meine Beziehung zum Fleisch hat sich verändert. Wir treffen uns wesentlich seltener und nicht mehr im Supermarkt, sondern beim Biometzger meines Vertrauens.
Hast Du auch schon mal einen etwas anderen Markt besucht? Hast Du auch schon was gesehen, das Dich umgehauen hat? Wir sind gespannt was Du uns zu erzählen hast.
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