Zu Gast im Isaan, oder auch der Tag an dem wir das erste Mal Würmer aßen.
Es ist jetzt schon eine Weile her, aber diesen Trip werden wir nie vergessen. Es begann alles bei unserer Freundin Pon in Bangkok. Pon hat ein kleines Restaurant mit Kochschule das sie zusammen mit ihrer Nichte und einer älteren Frau, die alle liebevoll Mama nennen schmeißt. Wir saßen abends so nicht ahnend im Restaurant rum, als Pons Nichte Peemai uns fragte, ob wir nicht Lust hätten für ein paar Tage mit ihr zu ihren Eltern in den Isaan zu fahren. Zuerst waren wir nicht sicher, ob wir das Angebot annehmen sollten, beziehungsweise überhaupt annehmen konnten. Ist es nur so eine Höflichkeitsfloskel, von der man ausgeht, dass wir sie ausschlagen, oder ist ernstgemeint. Wir wollten ja nichts falsch machen, Kulturen können ganz schön unterschiedlich sein, und wir haben in Thailand schon so manches Fettnäpfchen mitgenommen. Peemai beharrte aber darauf und wiederholte ihre Einladung quasi im Stundentakt und Pon überredete uns mehr oder weniger zuzusagen. Als wir dann zugesagt hatten ging das Theater erst richtig los. Peemai telefonierte ganz aufgeregt mit ihren Eltern und buchte Bustickets, Pon machte uns klar, dass wir das Essen im Isaan nicht essen könnten, viel zu scharf, viel zu viel Fischsauce, überhaupt und sowieso und dass wir Mama mitnehmen müssten, sie würde dann dort für uns kochen.
Keine 24 Stunden später saßen wir dann auch schon in dem wohl komfortabelsten Nachtbus aller Zeiten auf dem Weg nach Roi Et. Nach einer sehr angenehmen Busfahrt mit Massagesitzen und Bordservice sind wir so gegen halb fünf morgens in Roi Et angekommen. Darauf folgte noch eine luftige Fahrt auf der Ladefläche des Pickups von Peemais Papa. Nach ca. einer Stunde Fahrt erreichten wir dann irgendwo im nirgendwo unser Ziel. Ein sehr kleines Dorf inmitten von Reisfeldern, das nur aus einer Strasse bestand.
Peemais Mama und der Rest der Familie, so wie die Nachbarschaft erwarteten uns schon, wir wurden begrüßt wie Staatsgäste, uns wurde zur Begrüßung Thai Whisky und Bier gereicht und der „Frühstückstisch war auch schon gedeckt“. In diesem Moment wurde mir klar was Pon damit meinte als sie uns sagte “ihr könnt das Essen im Isaan nicht essen“. Man meinte es bestimmt gut mit uns, aber als ich auf meinen Teller guckte, hätte ich am liebsten gerufen „ich bin ein Star, holt mich hier raus!“
Da saßen wir nun, beobachtet von der ganzen Familie und Nachbarschaft, mit unserem Schlamassel. Ein Tisch voller Sachen, die wir nicht essen wollten, ein Glas Whisky und Bier, das wir nicht trinken wollten, auf jeden Fall nicht zum Frühstück. Wir fühlten uns richtig schlecht, da gibt man sich so viel Mühe, und wir wollen das alles nicht. Nach einigen Minuten Unbehagen gaben wir uns einen Ruck, schütteten den Mut-Whisky runter, spülten noch mit ein wenig Bier nach und waren bereit für unsere erste Heuschrecke. Peemai zeigte uns ganz stolz wie man die Dinger isst, die langen Hinterbeine rausreißen, den Kopf entfernen und dann ab in den Mund. Die haben fast nur nach „frittiert“ geschmeckt und waren ganz schön kross. Für die dicken Würmer brauchten wir noch einen Schluck Mut-Bier. Hier waren keine Vorbereitungen am „Tier“ nötig, es wird im Ganzen verzehrt. Wir dachten nur Augen zu und durch, und schon hatten wir unseren ersten Wurm im Mund. Entgegen aller Erwartungen waren die dicken Würmer echt lecker. Sie waren sehr gut gewürzt, sie hatten eine angenehme Schärfe und einen frischen zitronigen Geschmack. Von der Konsistenz her würden wir sie als von außen knusprig und von innen cremig beschreiben. Es war ein total schräges Erlebnis, sich etwas in den Mund zu stecken, vor dem man sich wirklich ekelt, das einem dann aber doch gut schmeckt. Dieser merkwürdige Konflikt blieb auch bei den folgenden Würmern bestehen. Bis heute kostet es immer noch Überwindung uns auf dieses kulinarische Erlebnis einzulassen und unseren anerzogenen Ekel zu überwinden. Es war im Nachhinein ein ganz tolles Erlebnis, das wir nicht missen möchten. Wir waren aber auch froh, dass wir für den Rest der Zeit im Issan unsere eigene Köchin “Mama“ dabei hatten.
Hier noch ein paar Impressionen von unserem Aufenthalt bei Peemais Familie im Isaan.
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Florian says
Ich denke auch der Ekel vor Insekten ist anerzogen und freue mich, dass Euch das nicht abgehalten hat.
Den Isaan hole ich jedes Mal aus der Schublade wenn jemand sagt Thailand wäre zu touristisch. 😉
Danke für’s Mitmachen bei der Blogparade und ich bin froh so Euren Blog gefunden zu haben!
Fransige Kurzhaarfrisuren says
sieht eigentlich nicht so schlimm aus :)))
Sigrid says
Ich bewundere Euch, dass Ihr das geschafft habt, ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte, wenn ein Teller voller Würmer und alkoholische Getränke zum Frühstück vor mir gestanden hätten. Schön geschrieben und die tollen Bilder, super.
Liebe Grüße
Sigrid
Thomas says
Liebe Sigrid vielen Dank für Dein Lob, es war auch nicht einfach!
Liebe Grüße Thomas & Eefje
Anne says
Lieber Thomas,
jetzt war ich doch neugierig und bin mal auf Deinen Blog gesurft. Der “Heuschrecken-Artikel” hat mir (und dem Rest der Familie) viel Spass gemacht. Ich hab so kichern müssen über Euer “Mutbier” das ich genötigt wurde alles weiter laut vorzulesen. Wir hatten einen Riesenspass.
Ich hab auch einige Rezepte entdeckt, die ich gern mal nachkochen werde. Darf ich dann zu Dir verlinken?
Liebe Grüsse aus Plön
Anne
Thomas says
Liebe Anne,
danke für Deine lieben Worte. Es freut uns sehr, dass wir Dich und Deine Familie zum Lachen bringen konnten, wir würden uns sehr freuen wenn Du uns verlinkst. Viel Spaß beim Nachkochen 😉
Liebe Grüße Thomas & Eefje